Viel mehr als nur Kalibrieren ...

Kalibrierkosten sparen

 

"Kalibrieren ist unproduktiv und teuer."     

 

Dieser offen oder indirekt vorgetragenen Meinung bin ich häufig begegnet. Dabei wird jedoch nicht bedacht, dass Kalibrierung als wesentlicher Bestandteil eines jeden QS-Systems in Zusamenspiel mit den Normen überhaupt erst hersteller- und standortunabhängige Fertigungen möglich macht. Von den Kosten einer fehlerhaft produzierten Serie ganz  zu schweigen...

 

Natürlich ist es legitim, auch hier nach Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu suchen.

Aber : Fliegen Sie mit einer Airline, die ihre Flugzeuge kaum wartet und schlecht ausgebildete, unerfahrene Piloten einsetzt - nur weil die etwas billiger ist ?

 

Die Wahl des billigsten Kalibrierdienstes ist  aus einem naheliegenden Grund kein guter Weg :

Alle Dienstleister, ob "billig" oder "teuer", müssen nämlich gleichermassen ihre Betriebskosten erwirtschaften.


Der Billiganbieter kann dies nur durch eigene, teils rigorose Einsparungen an : 

 

-> seinen Kalibriereinrichtungen,

-> seinen Bezugsnormalen und deren Rückführungen,

-> der Sorgfalt, Genauigkeit und Zuverlässigkeit seiner Untersuchungen 

-> der Qualifikation seines Personals,

-> seinen eigenen Qualitätssicherungsmassnahmen,

-> den Kalibrierprozeduren

-> der Warenhandhabung (Ein-/ Ausgangskontrolle, Vorbereitung, Verpackung) 

-> der Kundenberatung und -betreuung

-> eigenen Weiterbildungsmassnahmen und F+E - Aktivitäten

 

Vielfach ist auch anzutreffen : "Kalibrierung in Anlehnung an VDI/VDE/DGQ 2618",

was im Klartext heisst  "Kalibrierung nicht nach VDI/VDE/DGQ 2618":  Hier hat der Anbieter in der Regel erhebliche, undokumentierte Kürzungen des Kalibrierumfangs vorgenommen. 

 

Die heute übliche DAkkS-Akkreditierung sagt auch nicht viel aus. Was viele nicht wissen :  

Das akkreditierte Kalibrierlaboratorium legt selbst fest, für welche Objekte und für welche Genauigkeit es akkreditiert sein möchte. Da ist es schon ein riesiger Unterschied, ob sich eine Akkreditierung auf die Kalibrierung von 150 mm Taschenmessschiebern bezieht oder auf die hochgenaue Vermessung von Bezugsnormalen.

 

 

"Kalibrieren kann effizient und wirtschaftlich sein."  

 

Der Königsweg zur effizienten und wirtschaftlichen Kalibrierung ist für grössere Bestände an Mess- und Prüfmitteln die Dynamisierung der Kalibrierintervalle. Dabei werden für die Kalibrierfälligkeiten statt starrer Zeitintervalle individuelle Kalibriertermine angepasst an die betriebliche Belastung festgelegt.  

Für feste Lehren aller Art wird dabei die zeitliche Veränderung (Historie) der einzelnen Lehren betrachtet und die Annäherung an eine der Toleranzgrenzen [1]. Das Verfahren kann frühestens ab der zweiten Kalibrierung eingesetzt werden  und liefert mit jeder weiteren Kalibrierung zunehmend konvergierende Aussagen zur Veränderung der Lehren. Die mittleren Einsparungen betragen dabei 50 % - 60 % bezogen auf ein starres  1 Jahresintervall bei gleichzeitiger signifikanter Steigerung der Sicherheit [2]

Die Annahme in vielen Normen, Lehren würden ihre Toleranzhaltigkeit durch Abnutzung verlieren, hat sich durch Untersuchung einer grossen Zahl von Historien als falsch herausgestellt [3]. Die Abläufe sind weit komplexer und unvorhersehbarer, wobei sich jedoch weitere Massnahmen zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit von Lehren ableiten lassen.

 

Für (bewegliche) Messmittel sind auf den Historien aufbauende Intervalldynamisierungen leider nicht zu erstellen. Hier treten zufällige Beeinträchtigungen (z.B. durch Überlastung, Hinfallen, unsachgemässen Gebrauch) in den Vordergrund. Als Mass für die betrieblichen Belastungen dieser Kalibrierobjekte  können stattdessen verwendet werden :

 

-> Häufigkeit der Entleihung aus einem Magazin

-> Dauer der Entleihung aus einem Magazin

-> Häufigkeit der Anwendung (wenn eine solche Zählung sinnvoll bzw. möglich ist)

 

Die Dynamisierung der Kalibrierintervalle setzt die Unterstützung durch Softwaressysteme voraus, die geeignete Algorithmen automatisch so auf die Kalibrierobjekte anwenden, dass keinerlei manueller Verwaltungsaufwand anfällt.

 

 

Weitere Ersparnispotentiale ergeben sich durch Minimierung der Verwaltungsbürokratie und der Handhabungskosten der Kalibrierobjekte. Hier sind je nach Situation konkret zu nennen :

 

-> Festlegung eines an  die Unternehmenbedürfnisse angepassten Kalibriersystems 

-> papierlose Mess- und Prüfmittelverwaltung mit effizienten Softwaresystemen

-> Vereinfachung und Verbesserung der Dokumentation und des Datenzugriffs sowie  

     Fehlervermeidung durch automatische Identifizierung der Kalibrierobjekte. 

 

 Fachveröffentlichungen

[1]   Jürgen Kopruch : Kalibrierkosten sparen durch Intervalldynamisierung

[2]   Dr. Jürgen Klie :   15 Jahre Intervalldynamisierung

[3] : Dr. Jürgen Klie :   Langzeitverhalten von Lehren


---